Kohl ist bester „fachgeprüfter Bestatter“

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Donnerstag, 3. März 2016

Kohl ist bester „fachgeprüfter Bestatter“

Bei der Weiterbildung der Handwerkskammer war er spitze

Von Frank Bredel, Saarbrücker Zeitung 03. März 2016

Nach dem Tod eines Angehörigen ist es für die Hinterbliebenen wichtig, sich würdevoll verabschieden zu können. Diesen Wunsch will Bestatter Stefan Kohl erfüllen und bald seinen Kunden „Abschiedsräume“ bieten.

Saarbrücken. Wenn ein Bestatter mit 13-jähriger Berufspraxis plötzlich nochmal die Schulbank drückt, um etwas dazuzulernen, nennt man das „Weiterbildung“. Die Handwerkskammer zeichnete den Bestatter Stefan Kohl (39) aus Sarbrücken als Weiterbildungsbesten im Lehrgang „Fachgeprüfter Bestatter“ aus.

Das Besondere hier: Die Auszubildenden sind Profis, verdienen längst ihre Brötchen im Job. Stefan Kohl ist Chef des Bestattungshauses Pietät von Rüden. Warum der gelernte Betriebswirt trotzdem nochmal mehrere Monate den Kurs besuchte? „Weil ich neue Kollegen kennenlernen und mein Wissen vertiefen wollte. Die Abschlussprüfung brachte mir ein Zertifikat, viele Kunden achten auf sowas“, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Und er legt gleich noch einen Kurs obendrauf. Kohl meldeten sich gleich zum Meisterkurs an, der im nächsten Jahr endet. „Wir waren 14 Teilnehmer aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Alles Kollegen, die schon im Job stehen und von denen man etwas lernen kann“, lobte Kohl die Weiterbildung. Der 39-Jährige war Teamleiter bei Globus, hatte aber schon als Jugendlicher ein Faible für Bestattungen: „Mich zog die reine Neugierde in den Job.“ Als Messdiener habe er Beisetzungen begleitet, später Geld als Einsargungshelfer dazuverdient, dann den Job gewechselt. Und in dem ist er recht offensiv unterwegs, betreibt eine Facebookseite, erhielt eine Auszeichnung beim Staatspreis für Design mit seiner Webseite und plant in St. Arnual einen neuen Firmensitz in einem ehemaligen Supermarkt. Auf 12 000 Quadratmetern in der Saargemünder Straße errichtet Kohl dort einen Zweitsitz mit Kühlräumen für Leichen, mit Arbeitsräumen für die Bestatter und mit Abschiedsräumen für Angehörige, wie es sie in Saarbrücken noch nicht gebe. Abschiedsräume auf Friedhöfen seien nur eingeschränkt zugänglich, der oder die Tote stets hinter Glas. Das wirke immer kalt und steril. Das werde in St. Arnual anders. Hier werde der Leichnam offen aufgebahrt, Angehörige könnten zu jeder Zeit in den Raum. „Wir haben mit der Oberbürgermeisterin gesprochen. Sie kann neue Abschiedsräume an den Friedhöfen aus Finanzmangel nicht realisieren und hat uns für das private Vorhaben grünes Licht gegeben“, sagt Kohl, dem es wichtig gewesen sei, dass die Friedhofsverwaltung einverstanden ist und dem Kunden keine Extrakosten entstehen. Sein Job macht ihm Freude: „Ja, es macht sogar Spaß, denn die Kunden sind sehr dankbar, weil man ihnen hilft“, erzählt Kohl.

Stefan Kohl leitet das Unternehmen Pietät von Rüden und will eine Filiale in St. Arnual eröffnen. Foto: Becker&Bredel