220 Jahre Casino-Gesellschaft

Festredner war Prof. Dr. Klaus Töpfer. Foto: Langenstein

1796 gegründet: Die Saarbrücker Gesellschaft ist die drittälteste ihrer Art in Deutschland

DIE WOCH vom 05. Oktober 2016

SAARBRÜCKEN Die Saarbrücker Casino-Gesellschaft hat am Sonntag vergangener Woche ihr 220-jähriges Bestehen gefeiert. Was mit einer kleinen Gruppe aus 19 Bürgern im Jahr 1796 begann, ist mittlerweile der älteste heute noch bestehende Zusammenschluss von Saarbrückern. Darüber hinaus gilt die Saarbrücker Casino-Gesellschaft als die drittälteste ihrer Art deutschlandweit, wie der Vorsitzende Lothar Arnold in seiner Begrüßungsrede hervorhob.

„Die Gesellschaft wurde zur Zeit Beethovens gegründet, Mozart war erst seit fünf Jahren tot“, sagte Arnold, um die enorme Zeitspanne und gesellschaftlichen Veränderungen seit der Gründung zu veranschaulichen. Ein Dank des Vorsitzenden ging unter anderem auch an den Stadtarchivar Dr. Hans-Christian Herrmann, der für die Festschrift zum Jubiläum so manche bereits vergessen geglaubte Information ausfindig gemacht hatte.

Und: „Welche Gesellschaft verfügt über ein solch schönes Haus“, sagte der Vorsitzende mit Stolz, auch wenn dieses viel Aufwand bedeute: „Manchmal hört man das Knistern in den Balken“, doch nach wie vor diene es als Begegnungsstätte für Jung und Alt und zum Austausch für Gedanken. Zumal der Vorsitzende einräumte, dass man mit dem Haus zuvor wohl weitaus mehr Kosten zu stemmen gehabt hätte. Denn die Casino-Gesellschaft baute sich bereits 1866 eine repräsentative Heimstätte – den heutigen Landtag des Saarlandes.

Oberbürgermeisterin Charlotte Britz erinnerte daran, dass nicht nur ein Jubiläum zu feiern sei. Denn Arnold, der unter anderem auch im Seniorenbeirat der Stadt aktiv ist, hat den Vorsitz seit nunmehr 20 Jahren inne. Seit dieser Zeit habe er rund 320 Veranstaltungen mitorganisiert. Daneben hob Britz den Förderpreis der Gesellschaft hervor. der 1996 anlässlich des 200-jährigen Jubiläums ins Leben gerufen worden war. Der Preis wurde bisher fünfzehn Mal im Sektor Musik, vier Mal im Bereich der bildenden Künste und einmal im Fach Architektur vergeben. Ziel ist die Förderung des kulturellen Nachwuchses im Saarland.

Höhepunkt der Feier am vergangenen Sonntag war die Festrede des ehemaligen Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Prof. Dr. Klaus Töpfer. „Je älter etwas wird, desto öfter wird gefeiert, wie man an Ehejubiläen sieht“, stieg er mit einem Lacher ein, um dann auf die Parallelen zwischen damals und heute zu verweisen.

Damals ging es um den Aufbruch zur Aufklärung und auch heute stehe man vor einem Umbruch der Gesellschaft, so Töpfer. Es sei schwierig, Alternativen und Lösungen zu den Herausforderungen der jetzigen „Anti-Aufklärungszeit“ zu finden: „Am Anfang stehen dabei die geistige und andere Herausforderungen“, mahnte Töpfer . Und: „Die Vielfalt ist dabei Voraussetzung für Stabilität“. Ähnlich sah es Landtagspräsident Klaus Meiser, der dabei auch auf die Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern verwies: „Es sind nicht nur rechte Dumpfbacken, die AfD wählen, sondern ein Querschnitt durch die Gesellschaft.“ Letztlich hätten alle Parteien Prozente an sie verloren. Es gelte nun, die Sorgen und Themen des Protests in den Mittelpunkt zu rücken. dl

Quelle: http://www.wochenspiegelonline.de/saarvital/article/220-jahre-casino-gesellschaft/