Warten auf das frische Kino-Konzept

Das Saarbrücker Filmhaus bleibt nach vielen Diskussionen nun dort, wo es ist – aber wie geht es weiter?

Saarbrücker Zeitung vom 19 Nov 2016, Von SZ-Mitarbeiterin Silvia Buss

Das in Existenznot geratene Saarbrücker Filmhaus ist an seinem Standort in der Mainzer Straße gerettet. Zu einer Zusammenlegung mit dem Kino Achteinhalb oder der Camera zwo wird es nicht kommen. Aber wie es weitergeht, bleibt unklar.

Saarbrücken. Einige Wochen – die solle man ihm noch geben, um das durch Besucherschwund und steigende Kosten existenziell bedrohte Filmhaus zu retten. Darum bittet Saarbrückens Kulturdezernent Thomas Brück (Grüne). Doch einige Eckpfeiler des Konzepts, über das seit Monaten mit Ämtern, Fraktionen und Kino-Betreibern an runden Tischen und in Einzelgesprächen beratschlagt wird, stehen nun fest. So sei man entschlossen, den Standort Mainzerstraße als Filmhaus zu erhalten, teilte Brück auf SZ-Nachfrage am Freitag mit. Damit sind Brücks Pläne, die kommunale Filmarbeit in irgendeiner Form mit dem Kino Achteinhalb oder der Camera Zwo zusammenzulegen, definitiv vom Tisch.

Während das Kino Achteinhalb eine weitergehende Zusammenarbeit immer abgelehnt hat, hätte sie Michael Krane, der Betreiber der Camera Zwo, durchaus begrüßt. Für ein Arthouse-Kino sei die Camera Zwo mit ihren sechs Sälen eigentlich viel zu groß, sagte er der SZ. Für ihn wäre es daher völlig unproblematisch, drei Säle als kommunale Filmschiene abzugeben, erklärt Krane, und sieht noch einen weiteren Vorteil: Es hätte dem von Michael Jurich kuratierten Filmprogramm womöglich Stammpublikum der Camera Zwo zugeführt. Allerdings: Barrierefreiheit wäre in seinem Kino nicht realisierbar. Diese Zugänglichkeit auch für Behinderte hatte Brück aber für jegliche Standortentscheidung als entscheidend zugesichert. Der barrierefreie Umbau im Filmhaus soll nun bald kommen. Man warte nur noch auf die Zustimmung der Denkmalpflege zum Bau eines Außenaufzugs, sagte Brück am Freitag. Auch die neuen Eigentümer der Immobilie, Michael Hahn und Michael Zimmer, haben öffentlich dazu ihre Bereitschaft erklärt.

Wie aber steht es mit inhaltlichen Neuerungen im Filmhaus? Eine Bürgerinitiave um Jörg Mathieu, den Verleger des Retro-Filmmagazins „35 Millimeter“, hatte der Stadt vorgeschlagen, ihr die Leitung des Filmhauses zu übertragen, um „frischen Wind“und „mehr Seele“hineinzubringen. Und wie? Man wolle den Bistro-Vorraum ansprechender gestalten, mit Popcorn-Automat und Bildschirmen aufrüsten, das ganze Design aufpolieren, von Monatsheft bis zu den Schaukästen, die Kino-Galerie in eine Steh-Bühne verwandeln, nach außen öffnen und stärker mit den Gastronomie-Nachbarn zusammenarbeiten, um den Hof zu beleben. So beschreibt Mathieu der SZ das Vorhaben, das die Initiative Anfang Dezember in einem Filmhaus-Testmagazin vorstellen will. Dafür solle die Stadt zwei Mitglieder der Initiative als Leitung anstellen; da sie ja das Filmamt mit seinen 3,5 Stellen auflösen wolle, spare man sogar Personalkosten, sagt Mathieu. Befragt zur Ausrichtung des Filmprogramms, spricht er aber lediglich von „weniger Filmen mit Untertiteln und mehr Klassiker-Retrospektiven“, um mehr Besucher zu gewinnen. Das klingt nicht nach einem großen Wurf.

„Das Konzept ist viel zu unausgegoren“, findet auch Brück, und neues Personal anstellen könne die Stadt keinesfalls. Zudem müsse „das Filmamt kein eigenes Amt sein, sondern könnte auch eine Abteilung des Kulturamts werden.“Brück betont: „Das Personal wird nicht entlassen.“Was will er dann überhaupt ändern?

Das K8-Institut der Hochschule für Bildende Künste Saar (HBK), das mit am runden Tisch sitzt, hat eine ganz andere Zukunftsvision ins Spiel gebracht. Da die Stadt mit Arthouseund Programmkinos ausreichend versorgt sei, solle man losgelöst von einer Immobilie lieber in eine Art Medienlabor investieren, das den schöpferischen Umgang mit neuen Technologien wie Virtual Reality, vermittle, meint K8-Leiter Soenke Zehle. Denn diese Technologien, die man beim Festival Max Ophüls Preis jetzt einbeziehe, würden bald die gesamte Kinowelt umkrempeln.

Als Kooperationsprojekt mit der HBK kann sich Brück so etwas durchaus vorstellen, doch nicht als Ersatz für das Filmhaus. Das solle ein Ort sein, der Menschen zusammenbringe und sich der „Sicherung des Kulturguts Film“widme, sagt er. Was sich dann überhaupt ändern soll – dieses Geheimnis will Brück in ein paar Wochen endlich lüften.