Weiteres Fest steht auf der Kippe
Das Quartier Mainzer Straße hat kein Geld mehr zum Feiern
Saarbrücker Zeitung, von Martin Rolshausen, 02. Mai 2016
Gestern hat der Verein Quartier Mainzer Straße wie seit Jahren am 1. Mai Hoffeste gefeiert – aus Kostengründen mit weniger Programm als sonst. Weil solche Feste immer mehr kosten und es immer weniger Sponsoren gibt, wird der Verein sein traditionelles Nachbarschaftsfest im September wohl streichen.
St Johann. Ende März hat der Rockstar e. V. mitgeteilt, dass er das Nauwieser Fest nicht mehr finanzieren kann, wenn er nicht weitere Sponsoren findet. Bis jetzt ist das nicht gelungen. Gestern nun hat der Verein Quartier Mainzer Straße im Gespräch mit Politikern mitgeteilt, dass sein 15. Nachbarschaftsfest im vergangenen Jahr wohl das letzte dieser Art war. Die Auflagen seien „so enorm geworden“, dass das Fest einfach zu teuer für den Verein mit nur 30 Mitgliedern ist, erklärte Gerd Leidinger vom Vereinsvorstand.
Auf der einen Seite gebe es immer neue Sicherheitsauflagen, dazu komme der Mindestlohn. Auf der anderen Seite seien immer weniger Nachbarn und größere Sponsoren bereit, Geld in das Fest zu stecken. Für die Absperrung der Mainzer Straße und einiger Nebenstraßen müsse der Verein einen Ordnungsdienst einsetzen – zwölf Stunden lang, an jeder Absperrung. Das gehe bei 8,50 Euro pro Stunde und Person ins Geld. Im vergangenen Jahre habe der Verein alleine für diese Helfer rund 6000 Euro ausgeben müssen, sagt der Vorsitzende, Stefan Kohl.
Insgesamt habe das Fest 2015 rund 18 000 Euro gekostet. Es gibt zwar Geld von der Stadt und einigen Unternehmen, aber das reiche nicht mehr aus. Und der Verein wolle für das Fest keine Schulden machen. „Wir sind ja kein Festeveranstaltungsverein. Unser Ziel ist es die Lebensqualität der Menschen in unserem Viertel zu verbessern“, sagt Leidinger. Das Fest wurde erfunden, um das Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen im Quartier zu fördern und Menschen in anderen Teilen der Stadt darauf aufmerksam zu machen, dass es jenseits des St. Johanner Markts noch viel Spannendes gibt.
Das Quartier zu entwickeln und bekannt zu machen, sei gelungen, sagt Leidinger. Es gibt so gut wie keine Geschäftsleerstände mehr. Und Wohnungen seien auch „sehr nachgefragt“, weiß Gerd Leidinger.
Weil schon viel erreicht ist, aber noch viel mehr noch zu tun sei, nutzte der Verein die Hoffeste gestern, um mit Politikern über weitere Schritte zu mehr Lebensqualität zu reden. So sei zwar die Fahrbahn der Mainzer Straße inzwischen für die Autofahrer sehr gut beleuchtet. Für Fußgänger und Radfahrer sei es in der Straße aber immer noch zu dunkel.
„Die Verwaltung tut sich manchmal etwas schwer“, räumte Bezirksbürgermeisterin Christa Piper ein. Das Thema Beleuchtung von Fuß- und Radwegen in der Mainzer Straße stehe auf „der Wunschliste des Bezirksrats ganz oben“. Man arbeite daran, den Wunsch zu erfüllen. Das gelte auch für die Forderung des Vereins nach Tempo 30.
Seit etwa zehn Jahre fordern die Anwohner diese Geschwindigkeitsbegrenzung, um weniger Lärm und mehr Sicherheit zu haben. Die Verwaltung habe Tempo 30 immer abgelehnt mit der Begründung, dass die Mainzer Straße Bundesstraße ist, B 51 nämlich. In Scheidt sei in Folge der Sperrung der Fechinger Talbrücke aber nun innerhalb weniger Tage entschieden worden, die B 51 dort auf gut vier Kilometern zur Tempo 30 Zone zu machen, um die Anwohner zu entlasten, wundert sich Leidinger. Man diskutiere das alles im Rahmen des neuen Verkehrsentwicklungsplans, der im Herbst vom Stadtrat beschlossen wird, versprach der neue Baudezernent, Professor Heiko Lukas.
Der Verein will die Hände nicht in den Schoß legen, sagt Vorstandsmitglied Andrea Dumont. Man arbeite an neuen Projekten, die unter anderem die Aufmerksamkeit auf die Vielfalt von Kunst und Kultureinrichtungen im Quartier und dei interessanten Menschen lenken sollen – ganz ohne Fest.