Der Stadtrats-Kulturausschuss diskutierte die Zukunft des Filmhauses
Von SZ-Mitarbeiterin Silvia Buss, Saarbrücker Zeitung vom 17 Sep 2016
Unerwartet friedlich verlief am Donnerstag die Kulturausschuss-Sitzung zur Situation des städtischen Filmhauses. Aber entschieden ist noch lange nichts.
Saarbrücken. Entgegen seinen Befürchtungen wurde es für Kulturdezernent Thomas Brück im Kulturausschuss am Donnerstag dann doch nicht „stressig“. Große Angriffe gegen seine Erklärungen zur Krisen-Situation des Filmhauses (wir berichteten mehrfach), selbst von den Fraktionen der Opposition, blieben aus. Ohne Probleme einigte man sich auch gleich eingangs der Sitzung, Brücks Darlegungen zur Lage, so wie es die FDP beantragt hatte, im öffentlichen Teil zu besprechen.
Dass Brück die Zahlen zu den gestiegenen Kosten und sinkenden Einnahmen des kommunalen Kinos allerdings nur mündlich vortrug, wurde moniert. Die Einnahmen durch Eintrittsgelder etwa haben sich laut Brück von 122 000 Euro im Jahr 2012 auf 83 500 Euro im Jahr 2015 verringert. Der öffentliche Zuschussbedarf ist nach Angaben von Filmamtsleiter Michael Jurich von 404 000 Euro im Jahr 2005 auf 417 000 Euro im Jahr 2015 gestiegen. Kritisch sei es vor allem nach 2015 geworden, wofür Jurich steigende Personalkosten verantwortlich machte. Die Stadt hatte da zwei langjährige Mitarbeiter, die über einen Dienstleister prekär beschäftigt waren, übernommen und tariflich entlohnt.
Sowohl Brück als auch Jurich machten deutlich, dass sie aber die durch die Eröffnung der Camera Zwo gewachsene Konkurrenz für das Kernproblem des Filmhauses halten. Von drei Szenarien, über die die verwaltungsinterne Arbeitsgruppe zur Zukunft des Filmhauses nachdenkt, findet die dritte, die Nutzung des Filmhaus-Gebäudes neben Kino auch als Kulturzentrum durchaus Zustimmung bei den Fraktionen. Das Filmhaus habe auch eine hohe Bedeutung als Kulturort der Stadt, deshalb sollte man es nicht einfach aufgeben, so etwa Lothar Schnitzler(Linke).
Elke Mazurek (CDU) fand es bedauerlich, dass die Verwaltung das Problem so lange ignoriert habe und erst jetzt ein Umdenken einsetze. Egal welche Lösung man anstrebe, die Herstellung von Barrierefreiheit müsse dabei berücksichtig werden, betonte sie. Tobias Raab (FDP) forderte dass die Fraktionen bei den weiteren Diskussionen früher aktiv einbezogen werden und nicht am Ende einer fertigen Lösung zustimmen sollen.
Brück versprach viel: Er versicherte, es gehe nicht um eine Schließung des Filmhauses, die Barrierefreiheit bleibe ein entscheidendes Kriterium. Weitere Überlegungen wolle er mit den kulturpolitischen Sprechern besprechen und dann am Ende im Ausschuss eine beschlussfähige Vorlage einbringen.
MEINUNG: Wo bleibt der Feuereifer?
Von SZ-Redakteurin Susanne Brenner
Saarbrücker Zeitung vom 17 Sep 2016
Man muss es wohl so deutlich sagen: Wäre das Filmhaus ein Privat-Unternehmen, personell würde hier sehr vieles anders laufen. Zum Beispiel würde niemand in einem privaten Kino einen künstlerischen Leiter bezahlen, der zwar ein anerkanntermaßen hochkarätiges Programm macht, sich aber beharrlich weigert, das auch nach außen zu vermarkten. Im Filmhaus laufen tolle Reihen, oft einzigartiges Kino aus den entlegensten Regionen der Erde. Ein spannendes Angebot für Filmfans, ohne Frage. Nur bekommen die das oft gar nicht mit, wenn sie sich nicht aktiv darum bemühen. Was für ein Unterschied etwa zum chronisch unterfinanzierten Kino Achteinhalb, wo ein bis an die eigene Schmerzgrenze engagiertes Team ein hochkarätiges Programm bastelt und notfalls jedem Journalisten die Bude einrennt, damit der darüber berichtet. Aus dem Filmhaus kommen meist nicht mal Pressemitteilungen. Ich wage mal die These: Der Publikumszuspruch im Filmhaus könnte zwar in Zeiten von Camera-zwo-Konkurrenz nicht mehr durch die Decke gehen aber deutlich größer werden, wenn mit Herzblut für die Sache gekämpft würde. Der Schwarze Peter liegt nun beim Kulturdezernenten. Er muss, will er diesen kostbaren Kulturort retten, dafür sorgen, dass hier ein anderer Wind weht. Denn auch ein jetzt angedachtes Kulturzentrum funktioniert nur, wenn es mit Feuereifer betrieben wird.