Die Stadt wird weitergebaut

Wo das Viertel an die Großherzog-Friedrich-Straße stößt, entstehen in der Stadt neue Gebäude zwischen denkmalgeschützten Häusern.

Foto: LHS Saarbrücken/Wandel Lorch Architekten Foto: LHS Saarbrücken/Wandel Lorch Architekten

 

Die Stadt wird weitergebaut

Das Citroën-Gelände soll sich entwickeln: Wohnungen, Höfe, Tiefgarage

Auf einer Industriebrache zwischen Großherzog-Friedrich-Straße und Neugässchen sollen rund 150 Wohneinheiten entstehen. Gestern stellten der Architekt, die Investoren und die Stadt Pläne vor.

Saarbrücken. Wenn es um hochwertiges Wohnen in der Stadt geht, stellt sich die Frage nach dem Preis dafür. Die wollten gestern weder die beiden Investoren Michael Wenk und Thorsten Schmeer noch der Architekt Wolfgang Lorch nennen. Zu früh sagten sie. Sprachen aber davon, dass ein Teil der neuen Gebäude auf dem ehemaligen Citroën-Gelände „bezahlbares Wohnen“ bieten soll. Das sei, bekräftigte Baudezernent Heiko Lukas, auch im Sinne der Stadt.

Auf die Definition von „bezahlbar“ wird man also noch warten müssen. Nach der Präsentation vor Journalisten gestern im Baudezernat gingen die Pläne erst einmal in den städtischen Bauausschuss, der gestern tagte. Danach wird sich der Stadtrat damit beschäftigen.

Der Kontakt zwischen Investoren, Architekt und Stadt sei eng, das war mehrfach zu hören. So soll erreicht werden, dass auf den 9500 Quadratmetern Fläche, in die die Objektgesellschaft Großherzog-Friedrich-Höfe nach den Worten von Michael Wenk 40 Millionen Euro investiert, ein innerstädtisches Quartier von hoher Qualität entsteht. Architekt Wolfgang Lorch, dessen Pläne Investoren und Stadt überzeugt hatten, sprach davon, dass man „die Stadt weiterbaue“. Das Saarbrücker Büro Wandel Lorch ist eines von mehreren, die die Stadt und die Investoren aufgefordert hatten, Planungen vorzulegen, die sich neben der Architektur auch mit der Stadtplanung auseinandersetzen.

Die versiegelte Industriebrache soll sich in Richtung Großherzog-Friedrich-Straße, Neugässchen und Mainzer Straße öffnen. Höfe, die hier entstehen sollen, seien tagsüber für alle zugänglich. Parkplätze sind keine vorgesehen; die Autos der Bewohner sollen in eine Tiefgarage. Genauer gesagt: ein Auto pro Bewohner. Mobil bleiben sollen die Menschen, die in den Höfen leben, dennoch. Wolfgang Lorch verwies auf E-Bikes, Ladestationen, Car-Sharing – und auch auf die Bus-/Saarbahnhaltestelle am Landwehrplatz. Zudem, das lobte Investor Michael Wenk als Teil der guten Qualität des Geländes, sei man in fünf Minuten zu Fuß am St. Johanner Markt. Ende 2018 sollen die neuen Besitzer oder Mieter einziehen können, sagten Wenk und Schmeer. Als Baubeginn gaben sie Mitte dieses Jahres an. Die rund 150 Wohneinheiten sollen Größen von 40 Quadratmetern bis 165 Quadratmetern haben. Dadurch habe das Vorhaben „städtebauliche Dimension“, sagte Architekt Wolfgang Lorch. Und betonte, man baue keine Siedlung, sondern lege ein Quartier an. Das sei von außen nicht sichtbar, liege aber sehr prominent in der Stadt.

Zu den Vorleistungen für die Großherzog-Friedrich-Höfe zählte auch die Abstimmung mit dem Denkmalschutz. Denn zwei neue Gebäude, die zu den Großherzog-Friedrich-Höfen zählen, schließen an der Straße ab – und stehen zwischen denkmalgeschützten Häusern. Sie müssen sich also an die Umgebung anpassen. Ein reines Wohngebiet sollen die Höfe nicht werden. Eine gemischte Nutzung ist vorgesehen, zu der auch eine Kindertagesstätte gehören könnte. Nachdem der Bauausschuss in nicht öffentlicher Sitzung über die Pläne für das Citroën-Gelände gesprochen hat, soll der Stadtrat über einen städtebaulichen Vertrag befinden. Den will die Stadt mit den Investoren abschließen. Auf Einzelheiten dazu wird man ebenso warten müssen wie auf die Preise für die Wohnungen in dem neuen Quartier.

Thorsten Schmeer, einer der Investoren, ist derzeit auch an anderer Stelle der Stadt tätig. Auf dem ehemaligen Becolin-Gelände am Römerkastell soll nach Abriss des jetzigen ein neues Gebäude entstehen. Darin, sagte Schmeer gestern auf Nachfrage, sollten überwiegend Büroräume entstehen. Auch von dem ehemaligen Citroën-Gelände müssen vor Baubeginn erst einmal die Werks- und Betriebshallen verschwinden. Mit dem Abriss will die Investorengruppe Mitte Mai beginnen.

Von SZ-Redakteurin Ilka Desgranges, Saarbrücker Zeitung vom 26. Januar 2017