Die Überraschung war groß, als der Gourmetkoch auf die beiden Sterne für sein Saarbrücker Restaurant „Le Noir“ verzichtete, um dem Erwartungsdruck zu entkommen. Jetzt hat er doch wieder einen. Und freut sich.
Damit gerechnet hat er nicht unbedingt. Aber: Er freut sich. „Natürlich“, sagt er, „das ist ja eine Auszeichnung für das Restaurant.“ Blöde Frage eigentlich: Warum sollte sich Jens Jakob auch nicht über den Stern freuen, den der neue „Guide Michelin“ seinem Saarbrücker Lokal „Jens Jakob – Das Restaurant“ vorgestern verliehen hat?
Saarbrücker Zeitung. Im Mai dieses Jahres erst hatte Jakob auf die zwei Sterne, die er bis dato mit dem – wie es damals noch hieß – „Le noir Gourmet“ innehatte, freiwillig verzichtet. So etwas gab es im Saarland vorher noch nicht. Das war schon ein kleiner Schlag für das mit Michelin-Sternen verwöhnte Bundesland, vor allem für die Landeshauptstadt: Aus den „fünf Sternen auf 500 Metern“ in der Mainzer Straße waren plötzlich nur noch drei geworden. Je mehr Sterne, umso mehr Perfektion, Service, Aufwand werde erwartet, sagt er heute. Das ist auch betriebswirtschaftlich ein Unterschied: Die Kosten für das Zwei-Sterne-Angebot müssen erstmal wieder reingeholt werden. Also hatte er im Mai umgestellt, neuer Restaurantname, neues Konzept. „Mehr Leichtigkeit“, sagt Jakob. Er veranstaltet Grillpartys, dienstags wird im Restaurant ein – vergleichsweise preiswertes – „Überraschungsmenü“ angeboten, bei dem die Gäste zusammen mit dem Chefkoch an einem großen Tisch dinieren.
Damit hat Jakob nun also einmal mehr Erfolg, und mit dem neuen Stern hat er auch überhaupt kein Problem. Ändern soll sich mit der Auszeichnung nichts, „den eingeschlagenen Weg werden wir auch preislich weitergehen“, sagt er. Genau diesen hätten die Inspektoren vom Guide Michelin ja schließlich gewürdigt. „Auch nach dem Konzeptwechsel kochen Jens Jakob und sein Team im ehemaligen ‚Le Noir' klassisch, klar und produktbezogen, weniger verspielt und dennoch niveauvoll“, heißt es im Guide über Jakobs Lokal, und weiter: „Der Rahmen: geschmackvoll und zugleich angenehm locker.“
Bei Michelin gibt man sich denn auch ganz unaufgeregt ob der neuerlichen Auszeichnung für Jakob. Das Restaurant wurde nach der Neuausrichtung und dem Verlust der beiden Sterne eben noch einmal neu bewertet, unabhängig davon, was vorher war, heißt es in der Pressestelle.
Diese Neubewertung brachte dann also doch wieder einen Stern hervor. „Mit einem Stern ist es leichter als mit zwei“, sagt Jakob nun. Damit es auch nur bei dem einen Stern bleibt, wünscht man dem Gourmetkoch fast das ein oder andere Haar in die Suppe. Aber nur fast.
Text: Lars Reusch vom 14.November 2015
Foto: Alexa Kirsch
Zu gut, um ohne Stern zu sein. (Ein SZ Bericht von Lars Reusch)
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Samstag, 14. November 2015