Kohl ist bester „fachgeprüfter Bestatter“
Bei der Weiterbildung der Handwerkskammer war er spitze
Von Frank Bredel, Saarbrücker Zeitung 03. März 2016
Nach dem Tod eines Angehörigen ist es für die Hinterbliebenen wichtig, sich würdevoll verabschieden zu können. Diesen Wunsch will Bestatter Stefan Kohl erfüllen und bald seinen Kunden „Abschiedsräume“ bieten.
Saarbrücken. Wenn ein Bestatter mit 13-jähriger Berufspraxis plötzlich nochmal die Schulbank drückt, um etwas dazuzulernen, nennt man das „Weiterbildung“. Die Handwerkskammer zeichnete den Bestatter Stefan Kohl (39) aus Sarbrücken als Weiterbildungsbesten im Lehrgang „Fachgeprüfter Bestatter“ aus.
Das Besondere hier: Die Auszubildenden sind Profis, verdienen längst ihre Brötchen im Job. Stefan Kohl ist Chef des Bestattungshauses Pietät von Rüden. Warum der gelernte Betriebswirt trotzdem nochmal mehrere Monate den Kurs besuchte? „Weil ich neue Kollegen kennenlernen und mein Wissen vertiefen wollte. Die Abschlussprüfung brachte mir ein Zertifikat, viele Kunden achten auf sowas“, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Und er legt gleich noch einen Kurs obendrauf. Kohl meldeten sich gleich zum Meisterkurs an, der im nächsten Jahr endet. „Wir waren 14 Teilnehmer aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Alles Kollegen, die schon im Job stehen und von denen man etwas lernen kann“, lobte Kohl die Weiterbildung. Der 39-Jährige war Teamleiter bei Globus, hatte aber schon als Jugendlicher ein Faible für Bestattungen: „Mich zog die reine Neugierde in den Job.“ Als Messdiener habe er Beisetzungen begleitet, später Geld als Einsargungshelfer dazuverdient, dann den Job gewechselt. Und in dem ist er recht offensiv unterwegs, betreibt eine Facebookseite, erhielt eine Auszeichnung beim Staatspreis für Design mit seiner Webseite und plant in St. Arnual einen neuen Firmensitz in einem ehemaligen Supermarkt. Auf 12 000 Quadratmetern in der Saargemünder Straße errichtet Kohl dort einen Zweitsitz mit Kühlräumen für Leichen, mit Arbeitsräumen für die Bestatter und mit Abschiedsräumen für Angehörige, wie es sie in Saarbrücken noch nicht gebe. Abschiedsräume auf Friedhöfen seien nur eingeschränkt zugänglich, der oder die Tote stets hinter Glas. Das wirke immer kalt und steril. Das werde in St. Arnual anders. Hier werde der Leichnam offen aufgebahrt, Angehörige könnten zu jeder Zeit in den Raum. „Wir haben mit der Oberbürgermeisterin gesprochen. Sie kann neue Abschiedsräume an den Friedhöfen aus Finanzmangel nicht realisieren und hat uns für das private Vorhaben grünes Licht gegeben“, sagt Kohl, dem es wichtig gewesen sei, dass die Friedhofsverwaltung einverstanden ist und dem Kunden keine Extrakosten entstehen. Sein Job macht ihm Freude: „Ja, es macht sogar Spaß, denn die Kunden sind sehr dankbar, weil man ihnen hilft“, erzählt Kohl.
Stefan Kohl leitet das Unternehmen Pietät von Rüden und will eine Filiale in St. Arnual eröffnen. Foto: Becker&Bredel
Nachwuchs für das Nachwuchs-Kino
Das Ophüls-Festival hat eine neue Leiterin
Von Tobias Kessler, Pfälzischer Merkur vom 27.02.2016
Svenja Böttger heißt die neue Leiterin des Saarbrücker Filmfestivals Max Ophüls Preis. Das hat der Aufsichtsrat des Festivals am Freitag einstimmig beschlossen. Die Berlinerin ist 27 Jahre alt, studiert noch, hat aber bereits Festival-Erfahrung. Ihr Vertrag läuft drei Jahre.
Saarbrücken. Als 1980 das erste Ophüls-Festival über die Bühne ging, war seine neueste Leiterin noch nicht geboren. Die Nachwuchs-Filmschau bekommt nun ihre bisher jüngste Leiterin: 27 Jahre alt ist Svenja Böttger, die in den nächsten drei Jahren das Filmfestival Max Ophüls Preis leiten soll. Der Aufsichtsrat und die Stadt Saarbrücken teilten die Neubesetzung am Freitag mit. Da war die Medienwissenschaftlerin nach ihrem Bewerbungsgespräch schon wieder in Berlin; vorstellen will sie ihre Pläne erst, wenn sie mit dem Festivalteam gesprochen hat. Aber sie teilte schon mal mit, die Festivalleitung sei „eine Ehre“.
Böttger schließt laut Stadt gerade ihr Masterstudium an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf ab, zuvor studierte sie in Braunschweig Medien- und Kunstwissenschaft. 2014/2015 war sie für die Gesamtleitung des Empfangs der Filmhochschulen während der Berlinale verantwortlich; 2014 leitete sie das internationale Studentenfestival ihrer Hochschule, „Sehsüchte“. Dort habe sie bereits Festivalteams geleitet und „gute Kontakte zu den Filmhochschulen im deutschsprachigen Raum“ aufgebaut, attestiert ihr die Stadt. Ein Artikel der „taz“ von 2014 über Filmstudenten nennt Böttger im Zusammenhang mit „Sehsüchte“ gar „so etwas wie die studentische Version von Berlinale-Chef Dieter Kosslick“.
Fünf Bewerber hatten sich am Donnerstag in Saarbrücken einer Auswahlkommission vorgestellt, der neben je einem Stadtratsmitglied von SPD, CDU, Grüne und Linke auch Dieter Wiedemann angehörte, bis 2012 Präsident der Filmuni Babelsberg Konrad Wolf, und Gabriele Brunnenmeyer, zuständig für „Projektbetreuung Talentfilm“ beim Kuratorium junger deutscher Film. Sie empfahlen Böttger dem neunköpfigen Ophüls-Aufsichtsrat, der sich einstimmig für sie entschied. Der Aufsichtsratsvorsitzende Ralf Latz (SPD) versprach Böttger „eine breite Unterstützung“. Das klingt ermutigend, war dies doch genau das, was der Festivalleiterin Gabriella Bandel zuletzt nicht mehr zuteil wurde – sonst hätte man sie beim Festival behalten.
Dass die jetzige Kandidatensuche ohne öffentliche Ausschreibung ablief, hatte vorab zu Diskussionen geführt: Für die Stadt ist das „im Kulturbereich nicht unüblich“, für die Opposition allerdings „ein Hau-Ruck-Verfahren“ und „Täuschung“ (CDU) sowie ein „fatales Agieren“ (FDP). Als die Stadt ihrerseits darauf verwies, man habe sich auch von Vertretern des Verbands deutscher Filmkritiker (VDFK) beraten lassen, widersprach der prompt: Es habe „keinerlei Beratung“ gegeben, „im Gegenteil beobachtet der VDFK mit Sorge und Verwunderung, wie ein funktionierendes, über Deutschland hinaus renommiertes Festival durch politische Willkür gefährdet wird“.
Böttger muss jetzt Ruhe ins Festival bringen. Denn der unwürdige Abschied der erfolgreichen Leiterin Gabriella Bandel hat die Ophüls-Reputation beschädigt: mit der Sprachregelung einer „einvernehmlichen Entscheidung“, gefolgt von verdächtig lautem Schweigen der Beteiligten – und dann doch noch Aussagen vom Aufsichtsrat, denen Bandel energisch widersprach. Ophüls – ein Scherbenhaufen.
Dieser Hintergrund könnte erklären, dass sich mit fünf Kandidaten recht wenig Bewerber gemeldet haben – als die Stadt 2005 einen Nachfolger für den scheidenden Ophüls-Leiter Boris Penth suchte, meldeten sich immerhin 15. Zurzeit wird etwa kolportiert, ein Großteil des Festivalteams sei frustriert abgewandert, zum Teil in Richtung Hof; Festival-Sprecherin Karin Kleibel erklärte am Freitag auf Anfrage, dass nur zwei Personen aus dem Team das Festival verlassen und das schon länger geplant hätten. Gerüchte, Spekulationen – beim Festival ist noch keine Ruhe eingekehrt.
Meinung:
Alle Händevoll zu tun
Von Merkur-MitarbeiterTobias Kessler
Jede Menge zu tun gibt es für Svenja Böttger. Sie muss mit einem stagnierenden Festival-Etat arbeiten, also sparen, ohne dass es auffällt. Sie muss aus dem Scherbenhaufen, den der Streit um dem unwürdigen Abschied der sehr erfolgreichen Festivalleiterin Gabriella Bandel hinterließ, wieder eine grüne Wiese machen, auf der sich ebenso junge Filmemacher wie bewährte und vielleicht auch neue Sponsoren gerne niederlassen. Ach ja, ein gutes Filmprogramm muss sie sowieso präsentieren. Ihr Vorteil: Trotz personeller Turbulenzen steht das Festival künstlerisch exzellent da. Willkommen bei Ophüls – und toi, toi, toi.
Svenja Böttger, die neue Ophüls-Leiterin. Foto: Böttger
Platz für grüne Architektur
26 Bäume und 80 Parkplätze müssen neuem Campus der Musikhochschule weichen
Von Sarah Umla, Saarbrücker Zeitung 26. Februar 2016
Die Bauarbeiten an der Musikhochschule sollen am 1. April starten – mit ihnen fallen auch die 80 Parkplätze dauerhaft weg. Seit gestern werden schon 26 Bäume für die Neugestaltung des Campus gefällt.
Saarbrücken. Es wird geschreddert und gesägt in der Bismarckstraße. Einige Bäume zwischen der Musikhochschule und dem Museum müssen weichen. Sie sollen Platz für einen grünen und parkähnlichen Campus machen zwischen der Hochschule und dem Museum. Das sieht das Konzept des Berliner Architekturbüros Kuehn Malvezzi und des Künstlers Michael Riedel vor. Die großen Stämme werden auf Transporter verladen, Geäst und Baumkronen direkt zu Sägespänen weiterverarbeitet. Vereinzelt können Bäume in der Bismarckstraße nach Angaben der Pressesprecherin der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, Myriam Best-Wollbold, in das neue Architekturkonzept eingebunden werden.
Zu einem späteren Zeitpunkt sollen dann auch zwölf neue Bäume gepflanzt werden. Immer mit dem Ziel: mehr Aufenthalts- und Erlebnisqualität in der Innenstadt zu bieten. Die Bauarbeiten sollen nach Angaben des Musikhochschul-Rektors Wolfgang Mayer zwölf Monate dauern.
Doch auch die rund 80 Parkplätze vor der Hochschule für Musik (HfM) Saar verschwinden ab dem 1. April dauerhaft. Stellflächen für Autos soll es vor Ort künftig nicht mehr geben. Für die unter anderem 80 Lehrbeauftragten, 450 Studenten und die Konzertbesucher bedeutet das eine Umstellung, denn manche von ihnen reisen mit dem Auto an. Kostenlose Parkmöglichkeiten gibt es in der Umgebung kaum. Natürlich könne auf Parkhäuser in der Innenstadt ausgewichen werden, so etwa am Rathaus oder in der Talstraße am Schloss, sagt Alfred Jost. Konzertbesucher haben die Möglichkeit, mit dem Theaterticket des Staatstheaters von 18 bis 24 Uhr zu parken, welches pauschal 5,50 Euro kostet. Für Lehrbeauftragte und Studenten hat die Hochschule vorerst zwei Lösungen gefunden: Zum einen das neue HTW-Parkhaus an der Malstatter Brücke. Zum anderen für drei Monate den großen Hof der früheren Citroën-Niederlassung in der Großherzog-Friedrich-Straße. „Wir bemühen uns, dauerhafte Lösungen zu finden“, verspricht HfM-Rektor Wolfgang Mayer. Seit dem Sommersemester suche die Musikhochschule schon nach Alternativen. „Wir haben direkt angefangen, als wir über die Auswirkungen Bescheid wussten“, erläutert Jost.
Der Umbau bedeute trotz Verlusts der Parkplätze aber eine deutliche Verbesserung für die Hochschule. „Wir identifizieren uns nicht durch die Parkplätze, sondern durch die Qualität unserer Lehre“, sagt Jost. Mit dem neuen Campus stehe die Hochschule auch äußerlich gut da. „Das Umfeld neuzugestalten ist ein gutes Signal für unsere Hochschule“, sagt Mayer.
Aktuell führt die Hochschul-Spitze Gespräche mit dem saarländischen Verkehrsverbund sowie dem Wirtschafts- und Bildungsministerium, um den öffentlichen Nahverkehr zu verbessern. Vor allem die Verbindung von der Musikhochschule an die Saar-Uni sei ausbaufähig. Rektor Mayer sagt, er hoffe, dass künftig mehr Busse das Staatstheater und die Haltestelle St. Johanner Markt anfahren können.
Ob die Hochschule durch den Verlust der Parkplätze an Attraktivität verliere, hält Dozenten-Sprecherin Jutta Ernst für „reinste Spekulationen“. Denn die Dozenten an der Musikhochschule sind freiberuflich. „Das ist ja nicht das Haupteinkommen der Lehrbeauftragten“, erklärt Ernst.
Auch Jost betont: „Wer an der Hochschule für Musik lehrt, ist zwischen einer und achteinhalb Stunden in der Woche zum Lehren vor Ort.“ Asta-Vorsitzender Jakob Scherzinger kritisiert dagegen den Wegfall der Parkplätze. „Wir sind in unserer Mobilität total eingeschränkt“, sagt er.
Park-Stress und Ausnahmezustand rund um die Musikhochschule
Saarbrücker Zeitung vom 25. Februar 2016. Von SZ-Redakteurin Esther Brenner, ce
Studenten und Dozenten warnen vor einem Attraktivitätsverlust der Musikhochschule, wenn ab April 80 Parkplätze wegfallen. Rektor Wolfgang Mayer setzt auf verbesserte Nahverkehrsverbindungen.
Saarbrücken. Bequemlichkeit versus Schönheit? Dieses Konfliktfeld spannte sich bereits im September 2014 auf. Als die Architekturpläne für den Museums-Erweiterungsbau präsentiert wurden, war der Wegfall von Parkraum rund um die Hochschule für Musik Saar (HfM) mitbeschlossene Sache. Denn die Gelände der beiden Nachbar-Institutionen sollen zu einem parkähnlichen Campus-Areal verschmelzen – eine Aufwertung, das ist unstrittig.
Doch wer Campus sage, müsse auch für Parkplätze sorgen. So sehen das Lehrbeauftragte und Studenten der HfM und kritisieren ein von Autos leer gefegtes Umfeld. „Die Bedürfnisse der Musikhochschule sind bei den Planungen übergangen worden“, sagte der Asta-Vorsitzende Jakob Scherzinger gestern bei einem Pressetermin in der Hochschule. Dozenten-Sprecherin Jutta Ernst nannte den Verlust der 80 Parkplätze „eine mittlere Katastophe“. Man fürchte, dass Dozenten „das Handtuch werfen“, weil der Unterricht unlukrativ werde, wenn überteuerte Parkgebühren in der Theater-Tiefgarage oder Dauer-Stellplätze zu bezahlen seien. Auch für Konzertbesucher und Studenten wiege eine gute Erreichbarkeit schwerer als ein architektonisches Top-Umfeld, so Ernst.
Von „einschneidenden“, aber verkraftbaren Veränderungen sprach hingegen HfM-Rektor Wolfgang Mayer. Er nannte erste Problemlösungsansätze. Zum einen erhielten Studenten und Dozenten die Möglichkeit, das HTW-Hochhaus an der Autobahn zu nutzen (und dann mit dem Bus zur HfM zu kommen), auch könnten Konzertbesucher zwischen 18 und 24 Uhr das Theaterticket für 5,50 Euro in der SST-Tiefgarage nutzen. Zudem sei man auf der Suche nach einem Park&Ride Gelände und führe zusammen mit dem Wirtschafts- und Kultusministerium Gespräche mit dem Saarländischen Verkehrsverbund, um eine bessere Bustaktung und Nahverkehrsanbindung für die Musikhochschule zu schaffen. Langzeit-Projekte, doch der Parkplatz-Verlust wird schon ab 1. April zur unbequemen Tatsache. Von da an präsentiert sich die Musikhochschule, ähnlich wie die Moderne Galerie, als abgeriegelter Baustellenbezirk samt Absperrungen und einem neuen Zugang. Laut Rektor Mayer mindestens zwölf Monate lang.
„Ich kann mehr als nur kochen“
Zwei Sterne machen weder reich noch glücklich: Jens Jakob, Teil drei der SZ-Serie
Saarbrücker Zeitung vom 22. Februar 2016. Von SZ-Redakteurin Cathrin Elss-Seringhaus
Er ist der Businessmann unter den Sterneköchen: Jens Jakob hat Saarbrücker Szenelokale aufgebaut und sich im „Le Noir“ zwei Sterne erkocht. Der 43-Jährige hat mehrfach Saar-Küchengeschichte geschrieben.
Saarbrücken. Wer mit ihm spricht, weiß hinterher viel übers „Business“. Etwa, warum die Sterneküche seiner Meinung nach überall in der Krise stecke – weil schärfere Bestechlichkeitsregelungen Luxus-Geschäftsessen selbst für Unternehmens-Vorstände heikel machen. Und dass der Trend selbst in der Luxusküche „Casual“ heißt: Der Gast, so Jens Jakob (43), wolle sich weder einen Schlips umbinden noch vier Stunden bei Barockklängen Häppchen an sich vorbeiziehen lassen. Jakob sagt: „Ich kann mehr und noch andere Sachen als nur kochen. Ich wollte immer auch Geschäftsmann sein.“ Der gebürtige Saarbrücker fährt nun mal gern vielgleisig. Auch jetzt im Saarbrücker Hotel Domicil Leidinger legt er in seinem Sternerestaurant nicht nur Kaviarkügelchen-Muster, er betreibt dort die gesamte Gastronomie: Panetterie mit Bar und Lounge sowie das legere Restaurant „s’Olivio“.
Während des Max-Ophüls-Festivals tanzt dort der Bär durch alle Gänge. Hoher Geräuschpegel, Musik, Gelächter, verschiedene Nationalitäten, Generationen und Modestile: „Genau das ist Gastronomie“, sagt Jakob. Die Sterneküche sei nur eine Facette. Action und Abwechslung, die liebt der Sportfanatiker (Golfen, Surfen, Tennis). Achterbahn-Feeling inklusive. Daraus, dass er wirtschaftliche Probleme kennt, macht Jakob keinen Hehl.
Er spricht mit High-Speed und Temperament, redet nicht um den heißen Küchenbrei. Ein vitaler, aufgekratzter Typ, der sich als hyperaktives Kind schildert: „Ich war immer schon die Unruhe selbst.“ Beste Voraussetzungen für den Job als Koch, denn: „Zehn Dinge gleichzeitig im Auge behalten, das lernen Köche.“ Er selbst machte erst mit über 30 seine Meisterprüfung, da war er schon fest angestellt bei Klaus Erfort. Zum Kochen war er eher zufällig gekommen. Seine erste Freundin, erzählt Jakob, war die Tochter eines Vollblut-Gastronomen, des legendären „Hummerherbert“. Und auf die Gesamtschule Rastbachtal hatte Jakob keine Lust mehr. Nach Stationen in Topläden wie der Hostellerie Bacher oder dem Saarbrücker „Légère“ verabschiedete sich Jakob in die Kneipenszene. Jahrelang managte er die Cocktailbar im Saarbrücker Club „Number one“, baute am St. Johanner Markt Szene-Lokale wie das „Sankt J“ auf, wechselte später ins alternative Nauwieser Viertel (Mono, Karateklub Meier, Nauwies). Ein Enfant terrible in der Gourmetwelt?
Jakob hat gleich mehrfach Saar-Küchengeschichte geschrieben. 2013, als er sich mit seinem ziemlich winzigen, „Le Noir“ in der Saarbrücker Mainzer Straße den zweiten Michelin-Stern erkochte und damit im Ranking auf Platz drei direkt nach den Giganten Christian Bau und Klaus Erfort landete. Als Jakob die Sterne 2014 verlor, weil Sterne nicht an den Koch, sondern an den Ort gebunden sind und Jakob ins Saarbrücker Hotel Domicil Leidinger umziehen wollte, erregte dieser riskante Schritt Aufsehen. Noch mehr, als Jakob wenige Monate später seine Sterne wieder zurückhatte, um dann 2015 das „Le Noir Gourmet“ einfach zuzusperren. Jakob gab die Sterne zurück, machte Schluss mit der Luxusküche, um ein neues, das heutige Konzept für „Jens Jakob. Das Restaurant“ zu installieren. Und auch dafür gab’s wieder einen Stern. „Ich weiß nun mal, wo der Gaul lang läuft“, sagt Jakob. „Ich steuere das. Ich könnte sofort wieder den zweiten Stern erkochen.“ Doch das würde bedeuten, nochmal 30 Angestellte bezahlen zu müssen: „Das hat mich erdrückt. Ich musste neue Wege gehen.“
Und wie schafft man den Sprung in den kulinarischen Sternenhimmel? „Viel Butter, alles durch ein sehr feines Sieb jagen und mehr schäumen.“ Wenn’s so einfach wäre. Für Jakob haben die Hitlisten der Feinschmecker-Communities an Bedeutung verloren: „Wenn man sonst keine Probleme hat . . .“, kommentiert er. Seine Berufs- und Lebenseinstellung habe eine biografische Krise verändert. Im Herbst 2014 wurde Jakobs Mutter schwer krank, seine Partnerschaft war kaputt. Plötzlich war Jakob drei Mal die Woche alleinerziehender Vater. Er zog in eine Zweier-Männer-WG mit seinem Küchenchef Peter Wirbel, Sonntag und Montag gehören niemand anderem als Sohn Jan-Alexander (4) – Businessverbot. Zwischenzeitlich gibt es auch wieder eine Frau an seiner Seite. Er habe zu sich gefunden, meint Jakob.
Was für einen wie ihn nicht bedeutet, stehen zu bleiben. Er saust gedanklich um die Problemfelder seiner Branche: „Wo isst der Gast, der nicht mehr so häufig kommt?“, fragt Jakob. „Zu Hause!“ Man sieht, wie es hinter seiner Stirn arbeitet.
Die SZ stellt jeden Montag vom Guide Michelin ausgezeichnete Köche der Region vor.
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Zum achten Mal finden die Hoffeste im Quartier Mainzer Straße statt. Noch sind einige Stellflächen für den 01. Mai frei. Interessierte können sich unter http://mainzerstrasse.saarland/node/9 Menüpunkt Hoffeste das Bewerbungsformular und die Teilnahmebedingungen herunterladen. Wieder soll eine große und bunte Mischung aus Kulinarik, Kunsthandwerk und Musik am 01. Mai in den historischen Höfen geboten werden. Danke an die Saarbrücker Zeitung die am 12.02.2016 diese Arrtikel für uns veröffentlicht hat. Nachzulesen auch unter http://mainzerstrasse.saarland/presse
Ein Blick hinter die dicken Mauern
Hoffeste im Quartier Mainzer Straße am 1. Mai – noch Flächen frei
Die aktuellen Planungen für die Hoffeste im Quartier Mainzer Straße laufen auf Hochtouren. Zum achten Mal soll es in den Innenhöfen Kunsthandwerk sowie Essens- und Flohmarktstände geben.
St. Johann. Zum achten Mal finden am Sonntag, 1. Mai, die Hoffeste im Quartier Mainzer Straße statt. Die Besucher haben wieder die Möglichkeit einen Blick in die Höfe zu erhaschen, die sonst hinter dicken Mauern und großen Toren versteckt sind.
Sie bleiben der Öffentlichkeit das ganze Jahr über verborgen – bis auf den 1. Mai an den Hoffesten. Die aktuellen Planungen laufen auf Hochtouren, teilte der Verein Quartier Mainzer Straße mit.
Denn auch in diesem Jahr können Personen und Institutionen, die ihren Standort nicht im Quartier haben, daran teilnehmen. Es gibt noch einige freie Flächen. Der Verein Quartier Mainzer Straße hofft auf ein buntes Programm von Kulinarik, Kunsthandwerk, Vereinsleben bis hin zu Flohmarkts- und Essensständen. Der Verein selbst will unter anderem Führungen durch das Quartier anbieten.
Die Innenhöfe haben eine lange Tradition: Früher wurden sie zumeist wirtschaftlich genutzt. Leben und Arbeiten lagen dort ganz nah beieinander. Es wurde geschreinert und getischlert, gesägt und gehämmert, Glas verarbeitet. Sattler und Küfer hatten ihre Werkstätten.
Waren wurden dorthin geliefert und für den Weitertransport verladen, mancherorts hatten noch Pferde ihre Ställe. Von der einstigen Betriebsamkeit merkt man heute fast nichts mehr.
Die Höfe sind, meist liebevoll umgestaltet, verblüffend verwandelt worden: zum Beispiel in Räume der Entspannung und Kreativität, andere wurden zu Parkplätzen umfunktioniert, weitere Flächen warten immer noch auf Hausbesitzer und Mieter, die sie endlich mit Leben füllen.
Am 1. Mai sollen die Höfe vor allem eine Botschaft senden: „Kommt herein und lasst uns einander kennenlernen“.
red.
Teilnahmebedingungen und Bewerbungsformulare gibt es im Internet auf mainzerstrasse.saarland/node/9. Weitere Infos per E-Mail an fest@mainzerstrasse.saarland
Beitrag Saarbrücker Zeitung 12. Februar 2016