Quartier Mainzerstrasse

Ein Blick in den Kinosaal des Saarbrücker Filmhauses. Hier soll es wieder etwas voller werden, nicht immer nur mit Kino. Eine Maßnahme: Die Ringvorlesung zieht vom Rathaus in den Saal. Foto: Becker & Bredel

Die jüngste Filmhaus-Rettung

Großer Umbruch beim Saarbrücker Stadtkino, dem die Besucher fehlen

Von Tobias Kessler, Saarbrücker Zeitung, 10. Januar 2017

Das immer wieder bedrohte Saarbrücker Filmhaus ist vorerst gerettet – wenn auch nicht in alter Form. Nach dem Plan von Saarbrückens Kulturdezernent Thomas Brück (Grüne) wird das Amt für kommunale Filmarbeit aufgelöst und der momentane Leiter Michael Jurich ins Stadtarchiv versetzt. Um den Kinobetrieb im großen Saal kümmern sich Camera-Zwo-Leiter Michael Krane und auch Christel Drawer, ehemalige Leiterin des Ophüls-Filmfestivals.

Saarbrücken. Diskutiert und spekuliert wurde seit Monaten: Wird das Saarbrücker Filmhaus, bedroht von stetig sinkenden Besucherzahlen (wir berichteten), seinen Standort in der Mainzer Straße aufgeben und sich in der Camera Zwo einmieten, um dort sein Kunstfilmprogramm zu zeigen? Oder wird es eine Fusion mit dem Kino Achteinhalb geben? Oder übernimmt gar eine private Initiative das Haus und baut es in einen Kulturort um? Nichts davon.

Thomas Brück (Grüne), Kulturdezernent Saarbrückens, legt nun dem Kulturausschuss und danach dem Stadtrat einen Verwaltungsvorschlag vor, der das Filmhaus an seinem Standort in der Mainzer Straße rettet – wenn auch nur noch mit einem Kinosaal, unter anderer Leitung und in anderer Struktur: Die personalintensive und damit teure Konstruktion „Amt für kommunale Filmarbeit“ wird aufgelöst, Kino- und Amtsleiter Michael Jurich, seit 2010 im Filmhaus und zuletzt wegen sinkender Zahlen und spärlicher Kino-Außenwirkung kritisiert, wird ins Stadtarchiv versetzt und mit „audiovisueller Archivarbeit“ betraut, wie Brück sagt. Zwei Verwaltungsstellen im Filmhaus werden innerhalb der Stadt verschoben, für einen technischen Mitarbeiter „zeichnet sich eine Lösung ab“, sagt Brück, zwei Mitarbeiter werden im Kino weiterbeschäftigt. Das Filmamt selbst wird von einem „Sachgebiet Film und Wissenschaft“ abgelöst, das von Christel Drawer im Filmhaus betreut wird, im Kulturamt angesiedelt ist und, das darf man vermuten, weniger kostet. Brück hofft jedenfalls durch die Amtsauflösung auf eine „erhebliche Einsparsumme“. Genaueres will er derzeit nicht beziffern.

Camera Zwo-Leiter kommt

Das Programm des Filmhauses wird anstelle des versetzten Jurichs künftig Camera-Zwo-Leiter Michael Krane verantworten, in Absprache mit Drawer. Geplant ist der Wechsel für April oder Mai. Wie funktioniert die Leitung des städtischen Filmhauses durch den privaten Kinomacher Krane? Die Stadt schließt einen Dienstleistervertrag mit Krane, der für die gesamte Verwaltung des Kinobetriebs verantwortlich ist, erklärt Brück, darunter das Zusammenstellen des Programms, das Bestellen der Filme und die Abrechnungen.

Krane erhält davon als Kostenpauschale von der Stadt eine feste Summe – plus die Einnahmen durch die Karten im Kinosaal. Das sieht Brück durchaus als Anreiz für Krane, die Zuschauerzahlen im Filmhaus zu steigern – auch wenn er ausdrücklich angehalten ist, Anspruchsvolles zu zeigen. Falls Krane allerdings die Quadratur des Kreises gelingen sollte (volle Kinokasse mit Filmkunst), müsse man nicht befürchten, dass die Stadt dabei langfristig leer ausgeht, sagt Brück. „Wir werden mit diesem Konstrukt jetzt einmal ein Jahr arbeiten, dann einen Kassensturz machen und eventuell an der einen oder anderen Schraube justieren.“ Ausgelegt ist der Vertrag zwischen der Stadt und Michael Krane auf fünf Jahre. Das verspricht ebenso eine Langfristigkeit wie die Investition der Stadt und der Hausbesitzer in die Installation eines Aufzugs, der das Filmhaus dann endlich barrierefrei macht. Nach vielen Verschiebungen verspricht Brück, dass man „mit dem Vermieter in intensivem Kontakt“ stehe, „wir sind in der Umsetzung“.

„Schauplatz“ ohne Kino

Der „Schauplatz“, der kleine Kinoraum im Erdgeschoss, wird nicht mehr als Kino genutzt, die Bestuhlung wird herausgenommen, hier sollen zukünftig Lesungen, Kleinkunst, Konzerte stattfinden – Brück hat als mögliche Veranstalter etwa die „Baker Street“ in der Mainzer Straße im Auge oder das Leidinger, „die Stadt selbst wird kein Programm anbieten“. Auch die Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBK) soll eingebunden werden, laut Brück laufen Gespräche mit Professorin Gabriele Langendorf und mit Soenke Zehle, dem Leiter des HBK-Instituts K8. „Die stehen bereit und gehen da mit rein“, sagt Brück, etwa um neue digitale Techniken zu zeigen; das Bildungsministerium werde das Ganze finanziell unterstützen. Auch das Ophüls-Festival soll übers Jahr „deutlich präsenter“ sein, mit Vorführungen, Regisseursbesuchen und Ähnlichem. Die von Christel Drawer seit Jahren betreuten „Wissenschaftsreihen“ mit Ringvorlesungen der Stadt ziehen nun vom Rathausfestsaal ins Filmhaus (ohne den 20- Uhr-Kinobetrieb zu stören) – mit einem oft dreistelligen Stammpublikum. Das, so hofft Brück, könnte auf die Idee kommen, „hier mal wieder ins Kino zu gehen“.

Was wird sich ändern?

Was hat nun Krane vor, der erfahrene Kinomacher, der betont, dass er als neuer Verwalter des Filmhauses erst ins Boot kam, als klar war, dass das Amt aufgelöst und Jurich versetzt werden würde? Ersteinmal Konstanz: Spezielle Reihen wie Seniorenkino laufen weiter, der Ticketpreis, zurzeit 6,30 Euro, wird unter dem der anderen Kinos in Saarbrücken bleiben. Was es nicht geben wird, und das hat fast eine symbolische Bedeutung, ist eine Popcornmaschine. „Das passt nicht ins Filmhaus.“ Dessen Programm, das ist die klare Forderung der Stadt, soll anspruchsvoll bleiben. „Weniger mainstreamig als die Camera Zwo“, sagt Krane, der Jurichs Programme als „aus cineastischer Sicht sehr gut“ lobt. Filme im Orginal will Krane weiterhin anbieten, aber „nachfragegerecht“ (also seltener).

Ein festes Monatsprogramm wird es nicht mehr geben, „sonst muss man sechs bis acht Wochen vorher entscheiden, was gespielt wird – das ist viel zu unflexibel“. Das Programmheft des Filmhauses wird mit dem Heft der Camera Zwo zusammengefasst; das schaffe Übersichtlichkeit und könne helfen, dass sich das Publikum gegenseitig befruchtet, wie Krane hofft. Karten fürs Filmhaus wird man bald auch in der Camera Zwo kaufen können. Das Ganze bleibt für Krane ein „stückweit Experimentierfeld. Ich soll den Anspruch erhalten, aber mehr Besucher anziehen – das wird ein BalanceAkt.“

Seine Ideen macht er am Beispiel von „La La Land“ deutlich, dem sicheren ArthouseHit dieses Frühjahrs (siehe Text rechts). Den würde er im Filmhaus nie als Hauptprogramm spielen, weil er zu kommerziell ist und nicht in ein kommunales Kino passt – aber er würde ihn dort immerhin zwei, drei Mal im Original mit Untertiteln zu spielen (während die Synchronisation in der Camera Zwo läuft). So könnte man dieses Publikum rüber ins Filmhaus ziehen. Generell sagt Krane: „Steigende Zahlen kann ich nicht garantieren. Aber dass das Programm anspruchsvoll bleibt, schon.“

MEINUNG

Ende eines Amts

Von SZ-Redakteur Tobias Kessler

Aufatmen – das bedrohte Filmhaus ist für die nächsten Jahre gerettet. Grundsätzlich muss man die Ideen begrüßen, auch wenn manches noch vage klingt – die Kleinkunst etwa im „Schauplatz“. Beruhigend ist, dass mit Michael Krane ein erfahrener Kinomann einsteigt. Er verspricht Kontinuität in der Qualität und hält die Erwartungen auf steigende Zahlen niedrig.

Was aber die Frage aufwirft, warum die Stadt den bisherigen Leiter Michael Jurich, dessen Programm rundweg gelobt wurde, letztlich versetzt: Qualität im Programm bot er ja. Es lag wohl am Eindruck, dass er den dramatischen Zuschauerzahlen des Kinos tatenlos zusah. Vielleicht wollte die Stadt gleichzeitig die teure Konstruktion des Amts für kommunale Filmarbeit abwickeln, ein Relikt aus rosigeren Kino- und Haushaltszeiten.

Kritik an Jurich, was das Bemühen um mehr Publikum angeht, ist berechtigt – dass er stets ein ambitionierten Programm bot, sollte man am Ende aber nicht vergessen.

 

Saarbrücker Fraktionen reagieren auf Brücks Filmhaus-Pläne

Saarbrücker Zeitung vom 11 Jan 2017

Saarbrückens Kulturdezernent Thomas Brück (Grüne) hat ein Konzept zur Rettung des Filmhauses vorgelegt: Das Amt für kommunale Filmarbeit wird aufgelöst, der Leiter versetzt; um Programm und Verwaltung kümmern sich künftig im Auftrag der Stadt Camera-Zwo-Leiter Michael Krane und Christel Drawer, frühere Leiterin des Ophüls-Festivals. Auf das Konzept, das wir in der gestrigen Ausgabe vorgestellt haben, hat nun die lokale Politik reagiert.

Saarbrücken. Das Konzept von Saarbrückens Kulturdezernent Thomas Brück (Grüne), mit dem er das bedrohte Filmhaus retten will (wir berichteten), hat unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Die SPD-Kulturpolitikerin Josephine Ortleb kündigte gestern an, die Stadtratsfraktion werde das neue Konzept unterstützen. Das Filmhaus müsse „nun aus seinem Dornröschenschlaf geweckt“werden.

Kritischer äußert sich der Koalitionspartner im Stadtrat, die Linksfraktion. Deren kulturpolitischer Sprecher Lothar Schnitzler sagte, Brück habe „den Medien bereits ein Konzept verkauft, bevor in den Fraktionen oder in der Koalition darüber diskutiert werden konnte“. Auch den Vorschlag Brücks, Programm und Verwaltung des städtischen Kinos von Camera-Zwo-Leiter Michael Krane im Auftrag der Stadt durchführen zu lassen, kritisiert die Linke: Eine „Privatisierung oder Teilprivatisierung des Filmhauses mit all den damit verbundenen Unwägbarkeiten“sei mit ihr „nicht zu machen“.

Die Grünen-Stadtratsfraktion befürwortet das Konzept von Grünen-Dezernent Brück, fordert aber auch eine Neugestaltung des Hauses selbst. Die „stark in die Jahre gekommene Immobilie“, sagte die kulturpolitische Sprecherin Britta Planz, brauche „dringend einige äußerliche Überarbeitungen, in welche man dann auch die Barrierefreiheit miteinbeziehen“müsse.

Die CDU-Stadtratsfraktion begrüßt das Konzept, nachdem die Stadtverwaltung in Sachen Filmhaus „viel zu lange tatenlos zugeschaut“habe und „zudem noch beratungsresistent“gewesen sei, wie die kulturpolitische Sprecherin Elke Masurek mitteilte. Die Verwaltung müsse „schnellstmöglich“erklären, „was das neue Modell kostet“. Zudem forderte Masurek Brück auf, „endlich einen Kulturentwicklungsplan für die Landeshauptstadt Saarbrücken zu erstellen und dem Kulturausschuss vorzulegen“. red

Das Filmhaus-Konzept unter kinoblog.sz-ticker.de

Die QUARTIERSBROSCHÜRE ist da…

Quartiersbroschüre

Presse und Quartiersmitglieder waren ganz gespannt wie sie aussieht und nun ist Sie da, unsere erste QUARTIERSBROSCHÜRE. Erfahren Sie welche Vielfalt unser Quartier bietet. Ab sofort in vielen Geschäften, Gastronomiebetrieben und Ateliers im Quartier kostenfrei erhältlich. Aber auch in der Tourist Info Saarbrücken und weiteren guten Adressen außerhalb des Quartiers. Wir freuen uns über Ihr Feedback …
Ihr Stefan Kohl, Gerd Leidinger und Andrea Dumont

combinepdf

Neuer Schatzmeister gewählt

neuervorstand

von links nach rechts Gerd Leidinger 2. Vorsitzender, Andrea Dumont Schriftführerin, Stefan Schilling neuer Schatzmeister, Stefan Kohl 1. Vorsitzender, Petra Jost ausscheidende Schatzmeisterin

Bei der Jahreshauptversammlung des Vereins Quartier Mainzer Straße wurde Stefan Schilling zum neuen Schatzmeister des Vereins gewählt nachdem Petra Jost aus persönlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung stand. Neue Kassenprüfer sind Gerd Modrow und Martin Schuch. Der Vereinsvorstand dankt Petra Jost für Ihre geleistete Arbeit. Ebenso dankt der Vereinsvorstand Julian Blomann und Joachim Dumont für die Kassenprüfung aus 2015.

Horizont – Ihr Outdoor-Fachgeschäft in Saarbrücken

Quelle: Saarbrücker City Journal Nr. 58 vom 8. Dezember 2016

Ein Quartier voller Hoffnung, Ideen und Begeisterung

Ein Blick in die Mainzer Straße. Foto: Benny Dutka

Saarbrücken für Fortgeschrittene Von Martin Rolshausen

Saarbrücker Zeitung, 02. Dezember 2016

Das Leben hat Humor. Der Mann, der an der Spitze derer steht, die für Leben im Quartier Mainzer Straße sorgen, ist Bestatter. Er leitet das Beerdingungsinstitut Pietät von Rüden, heißt Stefan Kohl und ist Vorsitzender des Vereins, den Geschäftsleute und Anwohner des Stadtquartiers Bleich- und Helwigstraße gegründet haben, um zu zeigen, dass es in unserer Stadt jenseits des St. Johanner Markts und des Nauwieser Viertels Leben gibt.

Und was für ein Leben! In keinem Viertel gibt es so viele Kulturveranstaltungen, sagt der Hotelier Gerd Leidinger. Er ist einer derer, die vor über einem Jahrzehnt die Initiative gegründet haben, aus der der Verein entstanden ist. Eine Initiative, die auch durch ihr Nachbarschaftsfest (das im kommenden Jahr wahrscheinlich durch ein kleines Weinfest ergänzt wird) und ihre Hoffeste bekannt geworden ist. Ein Verein, der nicht nur nach außen wirken will, sondern auch innerhalb des Quartiers „integriert“. „Wenn man sich zusammentut, dann passiert auch was“, ist Leidingers Erfahrung.

Dass im Quartier einiges bewegt worden ist, liege auch daran, dass es hier keine Filialisten gibt. Alle Läden seien von den Inhabern geführt, also von Menschen, denen es nicht egal ist, was um ihre Geschäfte herum passiert. Selbst das Edeka in der Mainzer Straße ist ein Familienbetrieb – und der Ort, an dem man sich trifft im Quartier. Dass durch eine „Panne in der Stadtplanung“ dort kein Wohnhaus, sondern ein Supermarkt entstanden ist, sei „ein Glücksfall“, schwärmt Leidinger.

Es ist die Vielfalt, die dieses Viertel ausmacht. Das dokumentiert der Verein seit dieser Woche mit einer Broschüre. Rund 40 Unternehmen stellen sich darin vor. 10 000 Exemplare wurden gedruckt. Gestaltet hat die Broschüre ein Unternehmen aus dem Quartier: die Agentur für regionales Marketing Quattropolis. Deren Chefin, Sarah Hofmann, will zweimal im Jahr eine neue Broschüre machen. Und hofft, dass immer mehr Unternehmen aus dem Quartier mitmachen.

Darüber würde sich auch Alexander Hauck vom Citymarketing freuen. Der ist nämlich ganz entzückt ob der Initiative aus dem Quartier. So eine Broschüre ist praktisch für Touristen, findet er. Und diese ganz besonders, weil sie die Menschen zeigt, die im Quartier Mainzer Straße etwas bewegen. „Ein Viertel braucht Persönlichkeiten“ , findet Hauck. Solche wie die Menschen aus dem Vereinsvorstand, Gerd Leidinger, Andrea Dumont vom Hotel Kaiserhof, die auch die Fruchteria betreibt – und eben den Bestatter Stefan Kohl.

Infos: E-Mail info@mainzerstrasse.saarland www.mainzerstraße.saarland

Pressekonferenz am 30.11.2016

karteDer Verein Quartier Mainzer Straße e.V. hat seine erste Quartiersbroschüre fertig gestellt. Das ist eine der vielen Aktivitäten die der Verein seit seiner Gründung vor gut einem Jahr auf die Wege gebracht hat. Der Vereinsvorstand wird die Broschüre präsentieren, über deren Verteilung berichten und zuzüglich über weitere Aktivitäten informieren. Es tut sich also einiges im Quartier Mainzer Straße. Sind Sie an dem Termin dabei? Wir freuen uns über Ihre Rückmeldung über Ihre Teilnahme bis zum 28.11.2016 unter info@mainzerstrasse.saarland

 

Warten auf das frische Kino-Konzept

Das Saarbrücker Filmhaus bleibt nach vielen Diskussionen nun dort, wo es ist – aber wie geht es weiter?

Saarbrücker Zeitung vom 19 Nov 2016, Von SZ-Mitarbeiterin Silvia Buss

Das in Existenznot geratene Saarbrücker Filmhaus ist an seinem Standort in der Mainzer Straße gerettet. Zu einer Zusammenlegung mit dem Kino Achteinhalb oder der Camera zwo wird es nicht kommen. Aber wie es weitergeht, bleibt unklar.

Saarbrücken. Einige Wochen – die solle man ihm noch geben, um das durch Besucherschwund und steigende Kosten existenziell bedrohte Filmhaus zu retten. Darum bittet Saarbrückens Kulturdezernent Thomas Brück (Grüne). Doch einige Eckpfeiler des Konzepts, über das seit Monaten mit Ämtern, Fraktionen und Kino-Betreibern an runden Tischen und in Einzelgesprächen beratschlagt wird, stehen nun fest. So sei man entschlossen, den Standort Mainzerstraße als Filmhaus zu erhalten, teilte Brück auf SZ-Nachfrage am Freitag mit. Damit sind Brücks Pläne, die kommunale Filmarbeit in irgendeiner Form mit dem Kino Achteinhalb oder der Camera Zwo zusammenzulegen, definitiv vom Tisch.

Während das Kino Achteinhalb eine weitergehende Zusammenarbeit immer abgelehnt hat, hätte sie Michael Krane, der Betreiber der Camera Zwo, durchaus begrüßt. Für ein Arthouse-Kino sei die Camera Zwo mit ihren sechs Sälen eigentlich viel zu groß, sagte er der SZ. Für ihn wäre es daher völlig unproblematisch, drei Säle als kommunale Filmschiene abzugeben, erklärt Krane, und sieht noch einen weiteren Vorteil: Es hätte dem von Michael Jurich kuratierten Filmprogramm womöglich Stammpublikum der Camera Zwo zugeführt. Allerdings: Barrierefreiheit wäre in seinem Kino nicht realisierbar. Diese Zugänglichkeit auch für Behinderte hatte Brück aber für jegliche Standortentscheidung als entscheidend zugesichert. Der barrierefreie Umbau im Filmhaus soll nun bald kommen. Man warte nur noch auf die Zustimmung der Denkmalpflege zum Bau eines Außenaufzugs, sagte Brück am Freitag. Auch die neuen Eigentümer der Immobilie, Michael Hahn und Michael Zimmer, haben öffentlich dazu ihre Bereitschaft erklärt.

Wie aber steht es mit inhaltlichen Neuerungen im Filmhaus? Eine Bürgerinitiave um Jörg Mathieu, den Verleger des Retro-Filmmagazins „35 Millimeter“, hatte der Stadt vorgeschlagen, ihr die Leitung des Filmhauses zu übertragen, um „frischen Wind“und „mehr Seele“hineinzubringen. Und wie? Man wolle den Bistro-Vorraum ansprechender gestalten, mit Popcorn-Automat und Bildschirmen aufrüsten, das ganze Design aufpolieren, von Monatsheft bis zu den Schaukästen, die Kino-Galerie in eine Steh-Bühne verwandeln, nach außen öffnen und stärker mit den Gastronomie-Nachbarn zusammenarbeiten, um den Hof zu beleben. So beschreibt Mathieu der SZ das Vorhaben, das die Initiative Anfang Dezember in einem Filmhaus-Testmagazin vorstellen will. Dafür solle die Stadt zwei Mitglieder der Initiative als Leitung anstellen; da sie ja das Filmamt mit seinen 3,5 Stellen auflösen wolle, spare man sogar Personalkosten, sagt Mathieu. Befragt zur Ausrichtung des Filmprogramms, spricht er aber lediglich von „weniger Filmen mit Untertiteln und mehr Klassiker-Retrospektiven“, um mehr Besucher zu gewinnen. Das klingt nicht nach einem großen Wurf.

„Das Konzept ist viel zu unausgegoren“, findet auch Brück, und neues Personal anstellen könne die Stadt keinesfalls. Zudem müsse „das Filmamt kein eigenes Amt sein, sondern könnte auch eine Abteilung des Kulturamts werden.“Brück betont: „Das Personal wird nicht entlassen.“Was will er dann überhaupt ändern?

Das K8-Institut der Hochschule für Bildende Künste Saar (HBK), das mit am runden Tisch sitzt, hat eine ganz andere Zukunftsvision ins Spiel gebracht. Da die Stadt mit Arthouseund Programmkinos ausreichend versorgt sei, solle man losgelöst von einer Immobilie lieber in eine Art Medienlabor investieren, das den schöpferischen Umgang mit neuen Technologien wie Virtual Reality, vermittle, meint K8-Leiter Soenke Zehle. Denn diese Technologien, die man beim Festival Max Ophüls Preis jetzt einbeziehe, würden bald die gesamte Kinowelt umkrempeln.

Als Kooperationsprojekt mit der HBK kann sich Brück so etwas durchaus vorstellen, doch nicht als Ersatz für das Filmhaus. Das solle ein Ort sein, der Menschen zusammenbringe und sich der „Sicherung des Kulturguts Film“widme, sagt er. Was sich dann überhaupt ändern soll – dieses Geheimnis will Brück in ein paar Wochen endlich lüften.

220 Jahre Casino-Gesellschaft

Festredner war Prof. Dr. Klaus Töpfer. Foto: Langenstein

1796 gegründet: Die Saarbrücker Gesellschaft ist die drittälteste ihrer Art in Deutschland

DIE WOCH vom 05. Oktober 2016

SAARBRÜCKEN Die Saarbrücker Casino-Gesellschaft hat am Sonntag vergangener Woche ihr 220-jähriges Bestehen gefeiert. Was mit einer kleinen Gruppe aus 19 Bürgern im Jahr 1796 begann, ist mittlerweile der älteste heute noch bestehende Zusammenschluss von Saarbrückern. Darüber hinaus gilt die Saarbrücker Casino-Gesellschaft als die drittälteste ihrer Art deutschlandweit, wie der Vorsitzende Lothar Arnold in seiner Begrüßungsrede hervorhob.

„Die Gesellschaft wurde zur Zeit Beethovens gegründet, Mozart war erst seit fünf Jahren tot“, sagte Arnold, um die enorme Zeitspanne und gesellschaftlichen Veränderungen seit der Gründung zu veranschaulichen. Ein Dank des Vorsitzenden ging unter anderem auch an den Stadtarchivar Dr. Hans-Christian Herrmann, der für die Festschrift zum Jubiläum so manche bereits vergessen geglaubte Information ausfindig gemacht hatte.

Und: „Welche Gesellschaft verfügt über ein solch schönes Haus“, sagte der Vorsitzende mit Stolz, auch wenn dieses viel Aufwand bedeute: „Manchmal hört man das Knistern in den Balken“, doch nach wie vor diene es als Begegnungsstätte für Jung und Alt und zum Austausch für Gedanken. Zumal der Vorsitzende einräumte, dass man mit dem Haus zuvor wohl weitaus mehr Kosten zu stemmen gehabt hätte. Denn die Casino-Gesellschaft baute sich bereits 1866 eine repräsentative Heimstätte – den heutigen Landtag des Saarlandes.

Oberbürgermeisterin Charlotte Britz erinnerte daran, dass nicht nur ein Jubiläum zu feiern sei. Denn Arnold, der unter anderem auch im Seniorenbeirat der Stadt aktiv ist, hat den Vorsitz seit nunmehr 20 Jahren inne. Seit dieser Zeit habe er rund 320 Veranstaltungen mitorganisiert. Daneben hob Britz den Förderpreis der Gesellschaft hervor. der 1996 anlässlich des 200-jährigen Jubiläums ins Leben gerufen worden war. Der Preis wurde bisher fünfzehn Mal im Sektor Musik, vier Mal im Bereich der bildenden Künste und einmal im Fach Architektur vergeben. Ziel ist die Förderung des kulturellen Nachwuchses im Saarland.

Höhepunkt der Feier am vergangenen Sonntag war die Festrede des ehemaligen Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Prof. Dr. Klaus Töpfer. „Je älter etwas wird, desto öfter wird gefeiert, wie man an Ehejubiläen sieht“, stieg er mit einem Lacher ein, um dann auf die Parallelen zwischen damals und heute zu verweisen.

Damals ging es um den Aufbruch zur Aufklärung und auch heute stehe man vor einem Umbruch der Gesellschaft, so Töpfer. Es sei schwierig, Alternativen und Lösungen zu den Herausforderungen der jetzigen „Anti-Aufklärungszeit“ zu finden: „Am Anfang stehen dabei die geistige und andere Herausforderungen“, mahnte Töpfer . Und: „Die Vielfalt ist dabei Voraussetzung für Stabilität“. Ähnlich sah es Landtagspräsident Klaus Meiser, der dabei auch auf die Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern verwies: „Es sind nicht nur rechte Dumpfbacken, die AfD wählen, sondern ein Querschnitt durch die Gesellschaft.“ Letztlich hätten alle Parteien Prozente an sie verloren. Es gelte nun, die Sorgen und Themen des Protests in den Mittelpunkt zu rücken. dl

Quelle: http://www.wochenspiegelonline.de/saarvital/article/220-jahre-casino-gesellschaft/

Ein letzter Weg – auch in die Eisdiele

Das Paul Marien Hospiz beging sein 20-jähriges Bestehen mit einem Festakt

Sterbende Menschen begleiten, ihnen dabei helfen, ihr Leben zu vollenden, das ist das Ziel der Arbeit im Paul Marien Hospiz seit 20 Jahren. Zum Jubiläum gab es einen Festakt in der Johanneskirche.

Von SZ-Redakteur Peter Wagner, SZ vom 04. Oktober 2016

Saarbrücken. Im Paul Marien Hospiz am Evangelischen Stadtkrankenhaus in Saarbrücken werden Schwerstkranke betreut, die den Tod vor Augen haben. „Manchmal sterben sie bereits am ersten Tag, in Einzelfällen leben sie über Wochen im Hospiz“, heißt es in einer Mitteilung, die die Einrichtung zu ihrem 20-jährigen Bestehen herausgab. Jeden einzelnen, so Leiterin Ute Seibert bei einer Diskussion anlässlich des Jubiläums, wolle man „so sein lassen, wie er ist. Ihn so nehmen, wie er ist“. Moderatorin Doris Döpke, leitende Redakteurin dieser Zeitung, hatte wissen wollen, was „den Kern der Hospizarbeit“ ausmache.

Gilla Scheer, ehrenamtliche Mitarbeiterin, sprach davon, den Menschen „Würde und Selbstständigkeit zu lassen, bis zuletzt“. Die Ehrenamtler, die oft mehr Zeit hätten als das angestellte Personal, machten sich vor allem verdient, indem sie Zeit gäben, sei es für Gespräche oder fürs Vorlesen von Psalmen. Und wenn ein Kranker den Wunsch habe, noch einmal ein Eis am St. Johanner Markt zu essen, dann bringe man ihn selbstverständlich hin. Das war ganz im Sinn des Heidelberger Psychologen und Gerontologen Prof. Dr. Andreas Kruse, der sich für die Teilhabe des Sterbenden am Leben stark machte; er solle das Gefühl haben, anderen immer noch etwas geben zu können.

Der Arzt Dr. Dietrich Wördehoff aus Völklingen bereicherte die Diskussion durch seine Definition von Heilung in der Palliativmedizin: Diese Medizin sei nicht dazu da, auch nicht dazu geeignet, den Menschen gesund zu machen, sondern heil zu machen, das heißt sein Leben vollenden zu können, mit sich einig zu werden.

Das Haus unter der Leitung der Stiftung Kreuznacher Diakonie beging den Geburtstag in der Johanneskirche mit einem mehrstündigen Programm, angefangen mit einem Gottesdienst, an dem auch Oberbürgermeisterin Charlotte Britz teilnahmen, über Musik des Holzbläserquintetts Friedrichsthal bis hin zu einem Stehempfang. Auch der Förderverein Paul-Marien-Hospiz wurde 20 Jahre alt.

Quelle: http://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/saarbruecken/saarbruecken/saarbruecken/Saarbruecken;art446398,6267023

Kino mit neuen Ideen auftanken

Mit diesem Plakat warb das Filmhaus früher mal. Foto: Filmhaus

 

Initiative will das städtische Filmhaus privatisieren, um es zu retten

Von SZ- Martin Rolshausen, Saarbrücker Zeitung vom 24. September 2016

Ein Besuchermagnet ist das Saarbrücker Filmhaus nicht. Zuletzt kamen nicht einmal mehr 18 000 Besucher im Jahr, im Schnitt also weniger als 50 pro Tag. Weil das Ganze die Stadt zwischen 350 000 und rund 400 000 Euro pro Jahr kostet und auch noch in einen Aufzug, der das historische Gebäude behindertengerecht macht, investiert werden müsste, ist das Kino in die Diskussion geraten. Die Landeshauptstadt wird es nicht schaffen, das Filmhaus dauerhaft zu halten, befürchtet eine neu gegründete Initiative von Filmfreunden.

Saarbrücken. Jörg Mathieu weiß, dass er sich nicht nur Freunde macht und dass er Menschen, die er mag, womöglich vor den Kopf stößt. Er weiß, dass der Weg, den er gerade eingeschlagen hat, viel Kraft kosten wird. Und er weiß, dass am Ende alles umsonst gewesen sein kann. Jörg Mathieu ist Verlagsleiter, Eventmanager und Film-Journalist – und er will das Saarbrücker Filmhaus retten. Dazu hat er mit der Rechtsanwältin Annette Gieseking eine Initiative gegründet.

Das Filmhaus hat zu wenige Besucher (die Zahlen schwanken zwischen 17 000 und 18 000) pro Jahr, und der Zuschussbedarf aus der Stadtkasse ist beträchtlich (die Zahlen schwanken zwischen 350 000 und 400 000 Euro pro Jahr). In dieser Analyse sind sich Mathieu und Gieseking mit den Verantwortlichen in Stadtrat und Stadtverwaltung einig. In der Schlussfolgerung nicht.

Während Kulturdezernent Thomas Brück (Grüne) unter anderem darüber nachdenkt, bisherige Filmhausprogramme ins private Camera-zwo-Kino zu verlegen oder Teile des Filmhauses künftig als Kulturzentrum zu nutzen, will die neue Initiative der Stadt das Filmhaus entreißen. Dass das Filmhaus am Rande des Abgrunds steht, liege nämlich am „Versagen aller Beteiligter der Verwaltung des Filmhauses“. Dass Filmhausleiter Michael Jurich oder das von Brück geführte Kulturdezernat das Kino wieder auf die Erfolgsspur bringen, sei nach allem, was man bisher erlebt habe, sehr unwahrscheinlich, sagt Mathieu.

Er ist unter anderem Herausgeber und Chefredakteur eines Retrofilm-Magazins und organisierte gerade im Filmhaus die zweiten Saarbrücker Cinefonietage. Mit der Initiative will er einen Stein ins Rollen bringen. Die Initiatoren suchen im ersten Schritt Unterstützer aus Politik und Gesellschaft – und Geldgeber. In etwa einem halben Jahr könne dann eine Firma gegründet werden, die das Filmhaus übernimmt.

Folgende Ideen liegen bereits auf dem Tisch: Mit dem benachbarten Hotel ist Mathieu wegen der Untervermietung einiger Räume im Gespräch. Auch eine Anwaltskanzlei im Gebäudekomplex sei eine Option. So könne die Mietbelastung verringert werden. Der große Kinosaal soll weiter als solcher genutzt werden. Der kleinere im Erdgeschoss soll eine Talentbühne für Nachwuchskünstler werden. Dort soll aber unter anderem auch Raum für Kinderprogramm und Theater sein. Außerdem soll es ein Café geben, dass von einem Profigastronom betrieben wird. Der Hof, „einer der schönsten in Saarbrücken“, wie Mathieu findet, soll ebenfalls öfter in Szene gesetzt werden.

Das von Jurich geleitetet Amt für kommunale Filmarbeit müsste ausziehen. Ohne die Amtsstruktur, sagt Mathieu sei man wesentlich beweglicher. Hinter der Initiative stehe ein Netzwerk von Künstlern aus nahezu allen Bereichen, sagt er. Es gebe also viel Potenzial.

Kulturdezernent Thomas Brück möchte bald mit der Initiative ins Gespräch kommen. „Ich finde es gut, dass sich Saarbrücker Bürger für den Erhalt des Filmhaus einsetzen“, sagt er. Denn: „Eine Stadt profitiert immer vom Engagement ihrer Bürger.“ Er sei „auf die Vorschläge gespannt“, werde aber „parallel an unserem eigenen Konzept weiterarbeiten“.

Verwendete Schlagwörter:
Top