Eine Institution in Saarbrücken

Blick in das Jagdzimmer der Saarbrücker Casino-Gesellschaft, vermutlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Foto Stadtarchiv Saarbrücken

Vor 220 Jahren gründeten Bürger die Casino-Gesellschaft – Festakt am 2. Oktober

Saarbrücker Zeitung vo 15 Sep 2016

220 Jahre Saarbrücker CasinoGesellschaft: Das soll groß gefeiert werden. Denn das Haus in der Bismarckstraße 47 ist ein wichtiger Ort der Begegnung in der Landeshauptstadt.

Saarbrücken. Die Casino-Gesellschaft Saarbrücken feiert ihren 220. Geburtstag. Damit ist sie der älteste noch bestehende Zusammenschluss von Bürgern unserer Stadt und unseres Landes, erklärt der Vorsitzende Lothar Arnold. Darüber hinaus gilt die Saarbrücker Casino-Gesellschaft als drittälteste ihrer Art in Deutschland. Allein diese Beständigkeit unterstreiche ihre Bedeutung für Saarbrücken und das Saarland.

Ab Mitte des 18 Jahrhundert erlebten die Saarstädte Saarbrücken und St. Johann einen wirtschaftlichen Aufschwung. Überall in Deutschland entstanden sogenannte Lesegesellschaften, so auch in Saarbrücken. 19 Mitglieder gründeten am 1. September 1796 das „Colleg“im Hause Georg Philipp Korn. Innerhalb des „Collegs“ergab sich am 5. Januar 1817 eine Neugründung unter dem Namen „Casino“. August Krohn, der erste Chronist der Gesellschaft, berichtet von der außerordentlichen Sparsamkeit, die Mitglieder waren aber wohlhabende Bürger.

Die Gesellschaft war immer eine Gemeinschaft von wirtschaftlich einflussreichen Leuten. 1866 ist ein weiteres bedeutendes Datum: Der repräsentative Neubau des heutigen Landtages wurde fertiggestellt, der bis 1938 im Besitz der Gesellschaft blieb.

Eine besondere Blüte hatte die Gesellschaft von 1925 bis 1932. Umso tragischer war die verordnete Selbstauflösung im Dritten Reich. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog der Landtag in das ehemalige Gesellschaftshaus.

Es begannen intensive Verhandlungen mit der Regierung, die mit einer Abfindung endeten. Schließlich kaufte die Gesellschaft das heutige Anwesen in der Bismarckstraße 47. Das Haus wurde am 12. Mai 1954 feierlich eröffnet und von 1989 bis 1990 erweitert. Das Gesellschaftshaus musste immer wieder instand gesetzt und modernisiert werden. Das geschah etwa 2007, um Auflagen des Brandschutzes zu erfüllen, und zuletzt, um die Thekeneinrichtung umzubauen. Die Gesellschaft musste erheblichen finanziellen Aufwand betreiben, um dies zu stemmen.

Die Gesellschaft ist auch heute noch ein Querschnitt des Bürgertums der Stadt Saarbrücken. So sind Kaufleute, Beamte, Richter, Rechtsanwälte, Ärzte, Architekten, Handwerker und Dienstleister vertreten.

Ein weiterer Zweck der Saarbrücker Casino- Gesellschaft ist die Förderung des saarländischen kulturellen Nachwuchses, betont Arnold. Anlässlich des 200-jährigen Bestehens der Gesellschaft vergab sie 1996 erstmals einen Förderpreis für Nachwuchskünstler. Der Preis wurde seitdem 15-mal an Musiker, viermal an Künstler und einmal an einen Architekten verliehen. Ein Höhepunkt in der Geschichte des Hauses war 2004 eine Veranstaltung mit der damals noch lebenden Schwester von Willi Graf, Anneliese Knoop- Graf, die über das kurze Leben ihres Bruders und über die Auswirkung seines Widerstandes gegen die Nazis auf die gesamte Familie berichtete.

Die Casino-Gesellschaft feiert im Oktober im Gesellschaftshaus in der Bismarckstraße 47 mit einem Festakt ihr 220-jähriges Bestehen.

Festredner ist Klaus Töpfer, der ehemalige Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen. Der Festakt beginnt am Sonntag, 2. Oktober, um 10 Uhr und wird musikalisch umrahmt von Professor Robert Leonardy. red

Weitere Informationen gibt es nach einer E-Mail an die Adresse info@die-saarbruecker-casinogesellschaft oder unter Telefon (06 81) 5 72 53.